Konflikte in Unternehmen – Haben wir nicht!

Führungskräfte in Unternehmen diskutieren, entscheiden, machen Strategien, führen und – tragen Konflikte aus. Auch wenn Chefs sich gern vorrangig als Schlichter und Vermittler zwischen Streithähnen in ihren Teams verstehen, so treffen Zwiespalt und Widerstand natürlich auch sie. Wie können wir Konflikte zukunftsfähig und konstruktiv nutzen und was dazu beitragen? Darüber streiten Thomas & Thomas in der aktuellen Episode über Konflikte auf der Führungsebene.

Widerstand hat viele Formen

Beim Begriff Konflikte denken wir häufig an Streit, lautstarke Auseinandersetzen, manchmal gar Türenknallen oder böse Worten. Bei der Arbeit bleiben selbst im Konfliktfall häufiger die Emotionen unter Kontrolle. Deswegen sind vor allem hier viele unterschiedliche Formen von Widerstand, innerem und offenem Konflikt zu finden:

  • Termine und Vereinbarungen werden auf einmal nicht mehr eingehalten
  • Gar nichts tun. Einfach ruhig verhalten, bis die nächste Führungskraft kommt und wieder neue Veränderungen anstößt
  • Gute Stimmung unter Kollegen oder Kolleginnen, die vorher nicht miteinander klarkamen. Ein gemeinsames „Feindbild“ kann manchmal überraschende Allianzen schaffen

Konflikte in Veränderungsprozessen entstehen oft aus dem Widerstand gegen eine neue Struktur, andere Abläufe als gewohnt oder dem Gefühl, neuen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. „Neurobiologisch“, so erklärt Thomas Lorenzen, „ist das ganz natürlich“. Denn Veränderung brauche Energie und das Gehirn sei darauf programmiert, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. „Kommt also einer mit Veränderung, dann sagt das Gehirn: ‚Lass mich in meiner Komfortzone!‘“, so der Transaktionsanalytiker. Im Alltag allerdings, so erlebt Thomas Wehrs immer wieder, „ist Widerstand einfach kontraproduktiv.“ Außerdem kann es Führungskräften wie Kontrollverlust vorkommen, wenn ihr Team ständig Auseinandersetzungen heraufbeschwört. Aus diesem Grund stellen Unternehmen den Coaches immer wieder die Frage: „Was müssen wir tun, um unsere Mitarbeitenden gut mitzunehmen, damit es nicht zu Widerstand und Konflikten kommt?“

Die Vorteile der Rebellion

Wie J.P. Kotter in seinem Buch über Führung im Wandel schreibt, hat Widerstand auch viele Vorteile, den sich gerade Führungskräfte bewusst machen sollten. Wenn die Führungsebene mit ihren Veränderungen auf Rebellion trifft, dann ist Selbstreflexion der erste gute Rat. Frag Dich selbst: Wo war ich nicht deutlich in meiner Kommunikation, dass sich dieser Mensch nicht abgeholt fühlt? Überprüfe, ob Deine Vorgehensweise richtig ist und ob Du möglicherweise zu einem früheren Zeitpunkt versäumt hast, Teammitglieder oder Peers auf dem Weg mitzunehmen. Je mehr Du anpassen solltest, umso mehr Zeit solltest Du Dir jetzt nehmen: Kommuniziere die Vorteile und Ziele der neuen Strategie, der Prozessänderung, der Organisationsform zu kommunizieren und stelle sicher, dass sie verstanden werden.

Roger Fisher und Daniel Shapiro zeigen anschaulich die fünf Grundbedürfnisse von an Konflikten Beteiligten auf, an die sich die konkrete Vorgehensweise anlehnen lässt:

  1. Zeige Deinen Gesprächspartnern Wertschätzung, auch wenn Ihr miteinander im Konflikt seid
  2. Signalisiere Verbundenheit und referiere zur gemeinsamen Basis, d.h. behandle auch in Auseinandersetzungen Dein Team kollegial
  3. Lasse jedem Einzelnen seine Autonomie und Entscheidungsfreiheit
  4. Berücksichtige den (fachlichen) Spezialstatus und den (gesellschaftlichen) Sozialstatus Deines Gegenübers
  5. Nimm Bezug auf die jeweilige Rolle der Beteiligten

Erste Hilfe fürs Selbstmanagement im Konfliktfall

Bei allem theoretischen Hintergrundwissen und grundlegender Selbstreflexion bleiben genervte Reaktionen gerade in hartnäckigen Auseinandersetzungen nicht aus. Was kann ich tun, wenn ich selbst genervt und nicht in der Lage bin, andere durch ihren Widerstand zu führen? Drei Tipps für die Hilfe zur Selbsthilfe:

  • Mache Dir die OK/OK-Haltung bewusst: Was brauche ich im Moment? Was möchte ich zum Ausdruck bringen? Sich darauf zu konzentrieren kann aus dem genervten Gefühl heraus und in die Handlungsfähigkeit helfen.
  • Die Konsent-Methode kannst Du anwenden, wenn Du mit Deinem Gegenüber einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen kannst. Dabei fragst Du alle: Gibt es triftige Gründe, den nächsten Schritt nicht zu gehen? Ist das nicht der Fall, kannst Du handeln, statt im Widerstand oder Diskussionen zu verharren.
  • Beziehe Dich auf die schon einmal besprochene Handlungskaskade nach Dr. Johann Schneider: 1. Innehalten 2. Wahrnehmen, was vor sich geht, 3. Optionen abwägen, 4. In Handlung kommen.

Diese Tipps funktionieren übrigens auch, wenn Du selbst den Widerstand in Dir aufwallen spürst.

Konflikte im Veränderungsprozess: So kannst Du damit umgehen

Du kannst selbst dazu beitragen, dass es bei Veränderungsprozessen gar nicht erst zu unüberwindlichem Widerstand kommt, aus dem Konflikte entstehen. So gelingt’s:

  • Gib jedem Betroffenen in einem Veränderungsprozess das Gefühl, etwas bewirken zu können. Jeder einzelne sollte gehört werden.
  • Wecke das Gefühl der Dringlichkeit zur Veränderung, so dass jeder es nachempfinden kann.
  • Entwickelt gemeinsam die Zielvorstellungen miteinander, in welche Richtung das Unternehmen verändert werden soll. Kommuniziert die Strategie in alle Ebenen der Hierarchie und formt die zukünftige Identität der Organisation.
  • Behalte die fünf Grundbedürfnisse der Menschen im Fokus.

Wünschst Du Dir Unterstützung bei Veränderungsprozessen mit Deinem Team oder Führungskollegen? Nimm Kontakt mit uns auf und vereinbare einen Termin für ein Erstgespräch.

Treiben Dich Themen um, zu denen Du Input brauchst? Thomas & Thomas hören gerne Deine Vorschläge für weitere Episoden des Podcasts.

Außerdem lancieren Thomas & Thomas eine spannende und interessante Weiterbildung als Change Management Berater:in, zu der Du Dich auf unserer Webseite anmelden kannst.

Schließlich kannst Du Dich heute schon auf Podcast-Folge #17 freuen, in dem wir mit einem Interviewpartner darüber sprechen werden, was Märchen und Mythen im Veränderungsprozess zu suchen haben.

Die Lesetipps aus der Episode über Konflikte auf der Führungsebene im Überblick:

  • J. P. Kotter: Leading Change. Wie Sie Ihr Unternehmen in acht Schritten erfolgreich verändern
  • Roger Fisher, Daniel Shapiro: Erfolgreich verhandeln mit Gefühl und Verstand
  • Dr. Johann Schneider: Die Handlungskaskade
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