Ist Innovation schon Provokation? | Im Interview mit Davis Zöllner

Durch Provokation Innovation erzeugen? Gute Frage, findet CEO Davis Zöllner, der in der aktuellen Podcast Episode bei Permanent Change zu Gast ist. Der Unternehmensgründer ist 19 Jahre alt und war, als er sein erstes Unternehmen startete, noch gar nicht volljährig. Der Teenager und sein ebenfalls jugendlicher Mitgründer denken anders als eingesessener Vertreter „alter“ Branchen. Heute geht es darum, was das Agieren der jungen Hamburger auf dem Markt bewirkt.

Eine neue Generation provoziert

Digitalisierende Teenager treffen auf die Druckereibranche. So trägt es sich seit 2020 regelmäßig zu. Davis Zöllner und Berkay Cankiran digitalisieren die Visitenkarte. Für Druckereien eine Provokation? „Vielleicht schon“, meint Co-Founder Davis Zöllner. „Häufig haben Druckereien ungläubig auf unser Produkt reagiert. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass das Zukunft hat. Heute sind sowohl Solo-Selbstständige als auch große Konzerne unsere Kunden“, erzählt er von einigen Begegnungen mit Vertretern der Branche, die er disruptet hat. TAAGSOLUTIONS heißt die Firma, die nun schon elf Mitarbeitende beschäftigt. Im Fernsehen haben die Gründer Investoren von ihrer Lösung überzeugt und auf den sozialen Medien wächst die Schar der Fans. Während seine Lösung monatlich mehr Kunden gewinnt, sieht er die Anwendungsbereiche von Druckereien schrumpfen.

Wieso digitale Visitenkarte?

„Alles, was heute aus Papier ist, wird irgendwann digitalisiert“, ist der 19-jährige Zöllner überzeugt. „Es läuft doch so ab: Du gibst mir deine Visitenkarte und wenig später landet sie im Müll. Das macht aus Nachhaltigkeits- und aus Innovationssicht keinen Sinn“, beschreibt er das Problem, aus dem seine Geschäftsidee entstanden ist. Bei MyTaag hat jeder hat eine einzige Karte mit QR Code. Das Gegenüber kann den einscannen und bekommt in Sekundenschnelle alle Kontaktinformationen und das Profil des Gesprächspartners. Dazu kommen diverse Funktionalitäten, die die Lösung „enterprise-fähig“ machen. Laut Zöllner sind sie nachhaltiger, weil kein Papier mehr verschwendet wird. Sie seien deutlich einfacher in der Handhabung, weil nicht bei jedem internen Jobwechsel alte Visitenkarten weggeworfen und neue gedruckt werden müssen. Und sie bieten die Möglichkeit, die Scan-Aktivität jeder Karte nachzuvollziehen und Leads zu exportieren.

Disruption einer alteingesessenen Branche

Ist die Innovation von TAAGSOLUTION eine Quelle der Inspiration für die Druckereibranche? Das könnte man so sehen. Denn während Flyer und Kataloge schon seit Jahren hauptsächlich digital daherkommen, sind nun die Visitenkarten an der Reihe. „Ich kann natürlich nicht für die einzelne Druckereien sprechen. Aber manche müssen sich halt einen neuen Fokus suchen oder ihr Geschäftsmodell ändern“, sagt Zöllner. Zur Innovation provoziert sozusagen. Aber auch für die Gründer von MyTaag war der Unternehmensstart kein Kinderspiel: „Wir haben zu Corona-Zeiten gegründet. Da gab es keine Events, keine Meetings. Und trotzdem wollten zwei Teenager die Papiervisitenkarte revolutionieren. Das war so paradox, dass eigentlich keiner dran geglaubt hat. Außer wir. Und es hat geklappt.“ Was sein Erfolgsgeheimnis ist, möchten die Podcast-Gastgeber wissen. „Bestehende Dinge, Prozesse, Systeme hinterfragen. Damit neue Gedankanstöße und Lösungsansätze verknüpfen. Und das ganze kombiniert mit Optimismus“, lautet die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Und dabei klingt sie wie aus dem Lehrbuch der Transaktionsanlaytiker.

Vorbildrolle beim Judo gelernt

Wenn Thomas & Thomas ihr Wirken beschreiben, dann heißt es unter anderem: „Als Führungskraft die Zukunft mitgestalten“. Ihr Gast ist für diesen Leitsatz ein besonders gutes Beispiel. „Wie lebst du deine Haltung in der Firma?“, möchte Thomas Lorenzen wissen. „Die ist ja ansteckend, man muss es vorleben. Beim Judo sagten mir die Trainer früher schon: ‚du hast eine Vorbildfunktion. Quatsch nicht so viel rum, gib Gas. Die Kleinen schauen sich das ab.‘“ Genauso funktioniert es heute für Davis Zöllner im Beruf. „Kultur entwickelt sich nicht, weil ich sage, ich möchte Transparenz, Offenheit und Pünktlichheit haben. Sie entsteht, wenn die Person, die das will, es vorlebt.“ Bessere Voraussetzungen für einen Beratungskunden könnten sich auch die Transaktionsanalytiker Thomas Lorenzen und Thomas Wehrs nicht wünschen. Von Powerpoint-Folien und Besprechungen mit Unternehmensberatern hält der junge Gründer nicht viel. „Einfach machen, statt immer wieder zu besprechen“, meint er zum Thema. Provokation also vielleicht auch ein Bisschen für die Beratungsbranche.

Kritisch denken und optimistisch sein

Führungskräfte wie Davis Zöllner wünschen sich Thomas & Thomas jedenfalls in jedem ihrer Projekte. „Die Führung oder die Inhaber müssen absolut hinter einem Kulturwandel stehen und es vorleben“, erzählt Lorenzen aus seiner Praxis. Man könne Veränderung nicht einfach extern bestellen. Wehrs stimmt zu: „Mir ist es auch wichtig, meine Haltung zu leben und zu sein. Dann können die Menschen sehen, wie so ein Konzept in Wirklichkeit aussieht“, sagt der Berater aus Berlin. Davis Zöllner war bereits in Folge 10 zu Gast beim Permanent Change Podcast. Hör nochmal rein und lass dich von dem jungen Business-Talent inspirieren. „Kritisch denken und optimistisch sein“, fasst er das Rezept hinter dem Erfolg zusammen.

Du möchtest den Kulturwandel auch endlich angehen? Oder du wünscht dir Inspiration für den Umgang mit Kollegen, Führungskräften oder Partnern? Thomas & Thomas freuen sich über deine Nachricht.

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