Agile Spitze – Alter Wein in neuen Schläuchen?

Welchen Platz braucht Agilität in der Führung von Unternehmen? Dieser Frage gehen Thomas & Thomas in der 15. Ausgabe ihres Podcasts Permanent Change nach. Während sich die Arbeitswelt ständig verändert und die nachfolgenden Generationen zunehmend nach dem Sinn ihrer Tätigkeit suchen, denken zahlreiche Führungskräfte in traditionellen Bahnen. Was Agilität in der Spitze bringt und wo sie im Unternehmen sinnvoll ist, diskutieren die Coaches Thomas Wehrs aus Berlin und Thomas Lorenzen aus Hamburg so kontrovers und leidenschaftlich wie jeher. 

Was kann Agilität?

Was ist Agilität überhaupt? Thomas Lorenzen hat eine Definition des aus dem Lateinischen entlehnten Wortes „agilis“ parat. Das steht im Deutschen für die Begriffe rasch, regsam, eifrig – und eben auch flüchtig. Wie flüchtig ist nun das New-Work-Konzept der Agilität? Laut Gablers Wirtschaftslexikon zeichnet sich Agilität in Unternehmen durch die Fähigkeit aus, nicht nur reaktiv auf Unvorhergesehenes zu reagieren, sondern Veränderungen proaktiv zu begegnen. Konkret heißt es: „Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen bzw. in Strukturen und Prozessen.“ Auch Thomas Wehrs versteht unter Agilität mehr, nämlich dieBeschreibung des strukturellen Wandels unserer Arbeitswelt bedingt durch die Digitalisierung und basierend auf der Globalisierung. „Nicht zuletzt spielen auch die Anforderungen an die Veränderungen der Generationen Y, Z und Alpha eine Rolle“, ergänzt der Berliner Coach. Dabei werde diese Bewegung durch die Pandemie beschleunigt. Agile Softwareentwicklung profitiert schon seit Jahren von flexiblen Anpassungen, häufigen Teilzielen und kürzeren Durchlaufzeiten. Bei der Durchführung konkreter Projekte allerdings kann Agilität eingegrenzt ausprobiert werden. Und in der Unternehmensführung? Die agile Organisation ist eine der neueren Entwicklungen innerhalb von Agile Work und erfordert ein ganzheitlicheres Umdenken an der Spitze von Unternehmen.

Agilität in der Unternehmensführung

Agilität im Management erfordert neue Denkweisen. Thomas & Thomas erleben in ihren Coachings immer wieder Situationen und Menschen, die sich von Unternehmensführung in starren Bahnen eingeschränkt fühlen und ihr volles Potenzial nicht entfalten können. Im Gegensatz zu traditionellen Führungsstilen verlangt Agiles Management ein Andersdenken auf ganzer Linie, die Veränderung von Gewohnheiten und Mustern. Dazu gehören unter anderem folgende Disziplinen:

  • Fehlertoleranz: Eine Fehlerkultur, in der Scheitern als Fortschritt und Lernen verstanden wird, ermöglicht Innovation und verringert Scham über Fehler.
  • Delegation von Verantwortung: Entscheidungsprozesse werden dorthin verlagert, wo das entsprechende Wissen und die Erfahrung existieren.
  • Offenheit gegenüber Veränderungen und Verbesserungen: Den an Prozessen Beteiligten wird zugehört und deren Vorschläge ernst genommen. Gibt es keine Gründe, eine Idee nicht umzusetzen? Dann wird sie realisiert. So agiert ein Unternehmen proaktiv statt nur reaktiv.

Je traditioneller die Arbeits- und Denkweise in einem Unternehmen, umso fremder kann die agile Methode an der Spitze wirken. Doch Agilität lässt sich erlernen.

Für das Unternehmen und den Menschen

Aus transaktionsanalytischer Sicht bewertet Thomas Wehrs agiles Denken als einen Beitrag zur Befriedigung psychologischer Sicherheit. Thomas Lorenzen erkennt außerdem einen verstärkten wertschätzenden Umgang miteinander. Denn Agilität fördert das gegenseitige Zuhören und die Übertragung von Verantwortung an Kompetente. Laut den Coaches ist die parallele Anwendung verschiedener Strategien übrigens nicht ausgeschlossen: Während in manchen Teilen oder bei einigen Aufgaben des Unternehmens Agilität funktioniert, muss anderswo etwa Totalität her. Wir halten fest:

  • Agile Methoden helfen bei Reflexion in einer veränderlichen, komplexen Arbeitswelt
  • Mit Agilität lässt sich die Zusammenarbeit optimieren, lässt sich Verantwortung dorthin geben, wo Wissen und Kenntnisse vorhanden sind
  • Agile Ansätze unterstützen die Unternehmensleitung darin, mutiger zu priorisieren und zu experimentieren

In den Show Notes zur Podcast-Episode gibt es wie immer mehr zum Thema. Außerdem können sich alle Zuhörerinnen und Zuhörer in unserem Blog und über unseren Newsletter auf dem Laufenden halten. Beim nächsten Mal geht es bei Permanent Change um Konflikte in der Führungsebene. Hört bald wieder mit!

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