Home Office, verstärkt schriftliche und fernmündliche Kommunikation, Führung auf Distanz – die anhaltenden Kontaktbeschränkungen als Folge der Corona-Pandemie haben den Arbeitsalltag für Millionen Menschen grundlegend verändert. Weder direkter Blickkontakt, Händedruck oder Umarmungen zwischen guten Kollegen sind möglich. In unserer aktuellen Podcast Episode beschäftigen wir uns damit, wie sich die Anforderungen an die Führungsrolle verändern. Denn Chefs nehmen eine zentrale Rolle darin ein, die Zufriedenheit und Leistung von Mitarbeitern unter den ungewöhnlichen Umständen der Krise zu erhalten.
Die Abwertungsmatrix – das „kleine Schwarze“ der Transaktionsanalyse
Immer dabei und bei Bedarf innerhalb von zehn Minuten ausgepackt und zur Analyse von schwierigen Situationen und Konflikten angewendet.
So beschreibt eine weibliche Coaching-Kollegin die Abwertungsmatrix bzw. Discount-Tabelle aus der Transaktionsanalyse. Und auch wenn wir als männliche Coaches kein „kleines Schwarzes“ im Schrank haben, so bedienen wir uns ebenfalls häufig und gern dieses „sexy Werkzeuges“.
Was ist die Abwertungsmatrix?
Sie erklärt, warum Probleme ungelöst bleiben, wenn wir sie auf einer der folgenden Ebenen nicht anerkennen. Als Beispiel nutzen wir die erhöhte Fehlerquote in einer Abteilung.
- Existenzebene: „Dieses Problem gibt es gar nicht. Wir haben keine erhöhte Fehlerquote.“
- Bedeutsamkeitsebene: „Das ist halt so und nicht weiter wichtig. Fehlerquoten mit diesem Ausmaß gibt es überall.“
- Veränderbarkeitsebene: „Da kann man nichts machen. Wir müssen die Fehler so akzeptieren.“
- Ebene der persönlichen Fähigkeiten: „Die vielen Fehler sind ein Problem. Aber ich kann daran nichts ändern. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte.“
Bist du als Führungskraft fleißiger Nutzer der Abwertungsmatrix, dann kannst du zur Ursache fachlicher Herausforderungen in deinem Unternehmen werden. Angenommen, du begegnest einer steigenden Fehlerquote in deinem Team auf einer der oben genannten vier Ebenen. Wie motiviert werden deine Mitarbeiter wohl sein, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und besseren Service zu bieten? Nicht besonders. Dir deinen Verhaltensmustern bewusst zu werden und deinen gelegentlichen Griff zur Abwertungsmatrix zu erkennen, verbessert im Handumdrehen deine Führungsfähigkeiten.
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Situationen mit der Abwertungsmatrix lösen
Du spürst einen Konflikt zwischen deinen Kollegen oder bist du gar eine der Konfliktparteien?
Dann ist die Abwertungsmatrix der erste Anlaufpunkt. In seiner Coaching-Praxis hat Thomas Lorenzen etwas die Geschichte einer Führungskraft gehört, die sich während der langen, pandemie-bedingten Home Office-Phasen immer mehr zurückgezogen hat. Seine Mitarbeiter erfuhren wenig Aufmerksamkeit. Möglicherweise konnten sie nicht konkret ausdrücken, was sie von ihm brauchten. Er interessierte sich allerdings auch nicht dafür. Die Situation war für alle neu. Je länger die Abwesenheit von Anerkennung, Wertschätzung, persönlichem Kontakt – kurz: die Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse – anhielt, je komplizierter wurde die Situation. Rückmeldungen fehlten, Frustration staute sich auf. Die Kollegen begannen, Fallen auszulegen.
Das hört sich, wie Lorenzens Coaching-Kollege Thomas Wehrs bemerkt, nach psychologischen Spielchen an. Bewusste Sabotage ist es aber nicht. Vielmehr spiegelt die erhöhte Fehlerquote wie im obigen Beispiel eine direkte Reaktion darauf wider, dass die Aufmerksamkeit des Chefs fehlt.
Die Kollegen zwingen ihre Führungskraft dazu, ihnen wenigstens negative Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie schon keine positive erhalten. Bewegt sich der Chef auch hier aktiv auf der Abwertungsmatrix, ist das Ende der Fehleranhäufung kaum in Sicht, dafür aber das Ende der guten Zusammenarbeit mit seinem Team. Eine bewusste Analyse der Situation und der verschiedenen Ebenen der Abwertung gibt schnell Aufschluss darüber, wo die Führungskraft ansetzen kann.
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Schritt für Schritt zum besseren Führungsverhalten
Als Coaches hören wir häufig, wie die psychologischen Grundbedürfnisse von Menschen – besonders seit der Corona-Pandemie – vernachlässigt werden.
Deshalb ist unser dringender Rat an Führungskräfte: Nimm dir Zeit für mehr Kontakt zu deinen Mitarbeitern. Klärt miteinander, wie häufig ihr kommunizieren wollt. Nimm Rücksicht darauf, was du selbst gut leisten kannst. Die aktuelle Situation verlangt viel von Führungskräften. Das gilt aber auch für Mitarbeiter. Chefs haben hier eine besondere Verantwortung. Der regelmäßige Kontakt versichert deinen Kollegen, dass ihre Arbeit wichtig bleibt und dass sie weiterhin ein geschätzter Teil der Organisation sind. Deshalb ist gute Führung ausschlaggebend dafür, dass Unternehmen und Teams gut durch die Krise kommen. Lass deine Herangehensweise von spielerischer Freiheit geprägt sein. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Du möchtest dein Wissen über menschliche Bedürfnisse vertiefen? Wir bieten Workshops online zu den psychologischen Grundbedürfnissen an und unterstützen dich auch gern persönlich.