Optimismus in Krisenzeiten? Thomas & Thomas fordern uns in der aktuellen Ausgabe des Permanent Change Podcasts mit einem besonderen Neujahrsvorsatz heraus: Das Risiko des Optimismus eingehen und das Gute im Schlechten sehen. Warum das oft so schwierig ist und wie es trotzdem gelingen kann, untersuchen die beiden im Gespräch. Lies und hör mit!
Auf schlechte Nachrichten konditioniert
Wer sich heute traut, die Zeitung aufzuschlagen, Flow-TV anzuschalten oder diverse soziale Medien zu verfolgen, braucht starke Nerven. Krieg in Europa, Klimawandel, aussterbende Tier- und Pflanzenarten, Menschen auf der Flucht, steigende Inflation – die Liste der bedrückenden Nachrichten ist lang. Wenn wir ständig negativen Botschaften ausgesetzt sind, lassen wir uns leicht davon beeinflussen. Wir entwickeln Sorgen und richten unter Umständen auch unser Handeln und unsere Sicht auf die Zukunft daran aus. Das kostet uns Lebensfreude und nicht zuletzt Selbstbestimmung. Wieso können wir nicht einfach abschalten oder filtern? Die schlechten Nachrichten in das eine Ohr rein- und aus dem anderen wieder rauslassen? Das hat mit unserer persönlichen Geschichte zu tun, erklären Thomas und Thomas.
Fokus auf die Löcher im Käse
Als er zur Schule ging, erinnert sich Thomas Wehrs, wurden im Diktat die Fehler mit rot angestrichen und am Ende gezählt. Ergebnis: 4 Fehler. Nicht erwähnt wurde: 96 Wörter richtig geschrieben. Viele Erwachsene in Schule und Familie, meint auch Thomas Lorenzen, haben gern mit Autorität und Respekt gearbeitet. Fehler wurden mit Beschämung „geahndet“. Die Familie sollte nach außen hin ein gutes Bild abgeben. Was hinter der Fassade vor sich ging, durfte nicht gezeigt werden. Kommt dir das bekannt vor? Damit bist du nicht allein. Viele heute Erwachsene erkennen erst viel später die Strategien, die sie als Kinder erlernt haben. Die sie brauchten, um unangenehme Gefühle wie Scham oder Angst nicht spüren zu müssen. „Ich vermute“, sagt Thomas Wehrs, „dass heutige Eltern mit dem Anspruch in die Erziehung gehen, ihre Kinder zu selbstbestimmten, eigenständigen Individuen zu erziehen.“ Thomas Lorenzen, selbst zweifacher Vater, lacht: „Ja, und zugleich ist es auch schwierig. Denn die „heiße Kartoffel“ wird von Generation zu Generation weitergegeben.“
Herausforderung: Nur noch positive Nachrichten
So sitzen wir also mit der heißen Kartoffel und starren auf die Löcher im Käse, die uns tagtäglich in Hülle und Fülle begegnen. „Die sozialen Medien befeuern die Grundbedürfnisse noch weiter und suggerieren, wie wir eigentlich denken und leben sollten“, sagt Thomas Wehrs. Wie wäre es also in der aktuellen Zeit und mit unserer Grundprägung für uns, wenn wir nur noch positive Nachrichten empfangen würden? Was wenn wir unsere Konditionierung aktiv ändern könnten? „Natürlich soll es weiterhin Platz geben für alle Gefühle. Aber wir könnten auch aus dem Negativen das Positive herausziehen“, schlägt der Berliner Coach Wehrs vor. Als Beispiel nennt er: „Ich konzentriere mich nicht auf den Krieg, sondern darauf, was ich zum Frieden beitragen kann.“
Stets das Gute im Schlechten zu suchen ist anstrengend, räumt der Transaktionsanalytiker ein. „Statt mich der gewohnten Eingebung hinzugeben, frage ich mich ständig: Was kann ich dafür tun, dass sich mein Leben positiv verändert?“ Das erfordert dem Hamburger Transaktionsanalytiker Thomas Lorenzen zufolge, den Schalter in die Bewusstheit einzulegen. „Es hilft einen Anker zu setzen, eine Erinnerung an die positive Fragestellung. Das kann zum Beispiel ein Bild auf dem Smartphone sein“, rät er. Wichtig ist, es immer sichtbar zu haben.
Viele kleine Menschen
Den Optimismus üben, das Gute im Schlechten sehen. So geht’s:
- Nutze die 4 Pinzipien aus der ko-kreativen Transaktionsanalyse: konzentriere dich aufs Jetzt, sei dir der Wir-Heit und der gemeinsamen, geteilten Verantwortung bewusst und bediene dich der bedingungslos positiven Bezogenheit
- Mache unser Mitgefühlstraining. Es gibt einen Anstoß, Empathie in der Beziehung mit anderen zu üben
- Es ist völlig in Ordnung sich Hilfe zu holen und sich mit Menschen zu umgeben, die dich stärken. Dabei kann es helfen, für Gespräche Rituale und gemeinsame Regeln zu vereinbaren
Thomas & Thomas zitieren ein afrikanisches Sprichwort, das bei vielen bedrückenden Eindrücken Hoffnung verbreiten möchte:
Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Wie bewahrst du den Blick fürs Schöne und Gute? Verrate uns in den Kommentaren, wie dir das positive Denken gelingt. Auf unserer Homepage kannst du auch Kontakt zu uns aufnehmen, wenn du professionelle Unterstützung im Rahmen von Coaching, Beratung oder Mediation wünschst. Wir hören uns!