Märchen und Mythen – Quatsch keine Opern!

Märchen, Mythen und fantastische Geschichten nutzt der zertifizierte Märchenerzähler Armin Ziesemer in seiner Arbeit als betrieblicher Organisationsentwickler. Wie der Griff zum Storytelling seinen Klienten hilft und was sich damit ganz professionell erreichen lässt, erzählt er im Gespräch mit Thomas & Thomas im Permanent Change Podcast

Wir erzählen den ganzen Tag

„Wir tun den ganzen Tag nichts anderes erzählen“, sagt Armin Ziesemer, der in der Schweiz das Beratungsunternehmen Synop-Sys gegründet hat. Aus diesem Grund erscheint es dem Betriebsökonomen und Transaktionsanalytiker auch ganz natürlich, den Märchenschatz, Sagen und Mythen sowie Storytelling in seiner Arbeit mit Coachees und Organisationen zu nutzen. „Dürenmatt schreibt in einem seiner Bücher: ‚Wir erzählen eine oder mehrere Geschichten und sagen irgendwann einmal: Das ist unser Leben‘“, so Ziesemer. Der Schweizer erzählt, dass aus seiner Sicht Organisationen aus Kommunikation, Beziehungen, das Erzählen und das Gestalten von Narrativen gebaut werden. „Musterbrechende Organisationsentwicklung“ bringt Märchenmotive und Motive aus der Mythologie in ihre Erzählungen mit ein. Auf den sarkastischen Einwand Thomas Lorenzens, dass viele Führungskräfte schon von Haus aus viele Märchen erzählten, erwidert Ziesemer lachend: „Es gibt ein Märchen, das heißt die Wahrheit. Sie wandelt auf der Welt so nackt, wie sie geboren ist. Eines Tages trifft sie das Märchen. Dann bekommt sie Tücher und Kleider, in denen sie ihre Reise fortsetzt.“

Märchen und Mythen als Verfremdungstheater

Während das Märchen in der Realität häufig abgewertet wird („Erzähl mir doch keine Märchen!“), hält Ziesemer fest, dass Storytelling ein wesentlicher Aspekt in der Entwicklung ist. Denn neben der Deutung des Begriffs Märchen als Lüge, spricht es auch uralte Bilder, Kindheitserinnerungen und die Assoziationen mit einer anderen Welt an.

Genau das nutzt der zertifizierte Märchenerzähler Ziesemer in seiner Praxis: „Geschichten bieten ein unheimliches Lernpotenzial für Führungskräfte, um ihre Haltungen zu reflektieren, grundsätzlich in die Reflexion zu kommen und ihre persönlichen Mythen, also Glaubenssätze, abzugleichen.“ Vor allem Menschen, die in ihrer persönlichen Entwicklung und Reflexion eingangs weniger tief gehen können, profitieren von Geschichten. Hier erhalten Gefühle, die intuitive Wahrnehmung und deren Umwandlung in konkretes Verhalten ihren verdienten Platz. Durch Geschichtenerzählen und das Heranziehen des Märchenschatzes verwandelt Ziesemer die Entwicklung einer Führungskraft zum Beispiel in eine persönliche Heldenreise. Damit erhalten seine Coachees einen neuen Blick, der sie auf Abstand mit sich selbst bringt: „Wenn ich mich selbst über eine andere Figur in einer Geschichte wahrnehme, bekomme ich mehr Kreativität, Fantasie und Reflexionsfähigkeit. Damit kann ich in Handlungsbeziehungen spontaner sein“, so Ziesemer. Er nutzt das Werkzeug der Stellvertretung, um seinen Coachees einen Einstieg zu bieten, in dem sie sich weder betroffen noch bedroht fühlen müssen. „Nehmen wir zum Beispiel die goldene Kugel im Märchen vom Froschkönig. Hier kann ich die Geschichte heranziehen und gezielt fragen: ‚Was bedeutet diese Kugel für dich?‘. Das gibt meinen Klienten Möglichkeiten, sich selbst in einem anderen Bezug zu reflektieren. Später kann ich auf humorvolle Weise zu diesem Bild zurückkehren“, erzählt Ziesemer.

Dabei ist der Coach und Berater keineswegs ein langbärtiger Greis mit dickem Märchenbuch. Vielmehr tritt er als moderner „Storyteller“ auf. Darüber berichtet er auch in seinem eigenen Podcast „Märchen im Leben“. „Ich verstehe mich als Betriebsökonom. Ein professioneller Auftritt ist mir auch für das Erzählen wichtig“, sagt Ziesemer. Bevor er den Wert der Märchen entdeckte, war Ziesemer jahrelang als Betriebsökonom tätig und wirkt inzwischen als Coach, Organisationsberater und Transaktionsanalytiker. Deshalb hat er vorrangig die Entwicklung vor Augen, die seine Coachees wünschen. Dabei verdeutlicht er die verschiedenen Ich-Zustände seiner Klienten gern mit dem Hilfsmittel Märchenfiguren oder Helden. So werden die effektiven Methoden der Transaktionsanalyse von Geschichten unterstützt.

Spannendes Werkzeug bei der eigenen Entwicklung

Thomas & Thomas zeigen sich von der Macht der Märchen inspiriert und ziehen folgendes Fazit zu einem Gespräch, das noch viele Stunden füllen könnte:

  • Märchenwelt und Mythologie ist ein wertvolles und spannendes Werkzeug bei Coaching, Entwicklung und Beratung
  • Die Parabeln und Gleichnisse aus Märchen geben Coachees die Möglichkeit für die eigene Verortung
  • Die Geschichtenwelt bietet einen leichten Zugang zu sich selbst und spricht unsere kindliche Ebene an
  • Auch beim Griff zu Märchen werden Konzepte der Transaktionsanalyse adaptiert – ohne dass sie diesen Namen tragen müssen

Weitere Infos und Referenzen gibt es in den Show Notes bei Deinem Podcast-Anbieter.

Wünschst auch Du Dir Unterstützung bei Veränderungsprozessen? Buche ein kostenfreies Erstgespräch mit Thomas & Thomas. Sende uns gern Dein Feedback zu Wunschthemen, die wir in einer der nächsten Episoden behandeln sollen. Auf unserer Homepage Permanent Change haben wir jetzt auch erste Fortbildungen aufgesetzt. Hier kannst Du Dich unter anderem zum
Digital Change Consultant weiterbilden lassen. Mit dem Thema Digitalisierung geht es auch in der Folge 18 unseres Podcasts weiter: Hör wieder rein, wenn wir über Digitalisierung des Lernens in Unternehmen sprechen.

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